DRIVE LIKE JEHU
Auf wagemutiger Fahrt
Es gab eine Zeit da war Emo nicht gleich schlechter Haarschnitt trifft auf Teenage-Angst, Emo war eigentlich der Ausdruck einer Eruption im Hardcore, der die Zeit nach Bands wie Black Flag und Minor Threat stark DIY geschwängert einnahm. Der Post-Hardcore nahm sich breitere künstlerische Freiheit raus und ebnete den Weg für diverse Subgenres, eben auch genannten Emo, der in seiner heutigen Form nicht weiter entfernt vom Ursprungsgedanken sein könnte. In dieser Zeit formierte sich in San Diego auch Drive Like Jehu um den Rocket From The Crypt Frontmann Speedo Reis. Ihr Einfluss auf die noch junge Szene war enorm, auch wenn der Erfolg oft "größeren" Bands wie Quicksand oder Fugazi in die Schuhe geschoben wurde. Die Fähigkeit komplizierten Gitarrenrock mit Hardcore zu verbinden ohne dass er an Intensität verliert, hatte Charme und fand eine treue und zeitlose Fangemeinde. Drive Like Jehu war wohl die Fortschrittlichste der führenden Post-Hardcore-Bands: Ihre langen, geschnittenen Kompositionen mit ungeraden Taktarten, waren orchestriert gebaut und voll von elliptischen Melodien und andere Drehungen und Wendungen. Das Ergebnis war einer der markantesten und wildesten Sounds in der lose definierten Post-Hardcore-Bewegung. Drive Like Jehu fand ungefähr zur gleichen Zeit wie Reis' Rocket From the Crypt ein Zuhause auf dem Independent Label Headhunter. Beide Bands veröffentlichte ihre Debütalben im Jahr 1991 und Jehu's selbstbetitelter Erstling stand in krassem Gegensatz zu den epischen Prog-Punk-Song-Strukturen. Rocket From the Crypt unterzeichnete dann einen Major-Label-Vertrag mit Interscope im Jahr 1994 und nach einigen Berichten zufolge, bestand Reis auf das Pauschalpaket: Entweder Jehu UND RFTC oder gar niemand. So kam es dann auch, dass der Kult-Klassiker Yank ungewöhnlicher Weise auf einem großen Label erschien. Nicht lange sollte sich der Wolf allerdings im Schafpelz verstecken, die Band löste sich auf, weil sich Speedo mehr dem großen Zugpferd widmen wollte und Schlagzeuger Trombino seinen Weg als gefragter Produzent für Bands wie Blink-182 und Jimmy Eat World ging. Bassist Kennedy legte das Instrument zu Seite und wurde Chemiker. Im Jahr 2002 fanden Froberg und Reis in den Hot Snakes zueinander, doch es sollte noch 12 weitere Jahre dauern bis sich Drive Like Jehu wiedervereinigten. Was zuerst nur eine eimalige Show sein sollte, erwuchs zu einem ambitionierten Projekt, schließlich hatten zwei der Bandmitglieder in den letzten Jahren nicht mehr auf der Bühne gestanden. Die Chemie stimmte, die Kritiker überschlugen sich. In diesem Jahr kommen Drive LIke Jehu zum ersten Mal nach fast 20 Jahren wieder nach Deutschland. Und zwar für eine einzige Show. Diese präsentieren wir euch im Lido.