BEATENBERG
Mit Beatenberg kommt im Juni 2023 Südafrikas erfolgreichste Pop-Band nach Deutschland und Österreich – bei einem ihrer bislang recht raren Besuche in Europa. Das Trio aus Kapstadt blickt auf eine ganze Reihe an Top-10-Singles in Südafrika, darunter mit „Pluto“ einer der größten Hits des Landes in den gesamten 2010er-Jahren. Obwohl die Band seit vier Jahren kein neues Album veröffentlicht hat, blickt sie aktuell trotzdem noch immer auf über 320.000 monatliche Hörer auf Spotify. Auch wenn offiziell noch keine Ankündigung erfolgte, darf man davon ausgehen, dass die Band ein neues Album mitbringt, wenn sie zwischen dem 10. und 17. Juni 2023 für Konzerte nach Köln, Hamburg, Berlin, München und Wien kommt.
Googlet man „Beatenberg“, stößt man zunächst auf ein Dorf in der Schweiz, das sich rühmt, „das längste Dorf des Landes“ zu sein. Was das mit einem südafrikanischen Pop-Trio zu tun hat, erschließt sich erst bei genauerem Blick: Matthew Field (Gesang, Gitarre, Piano), Ross Dorkin (Bass, Keyboards) und Robin Brink (Schlagzeug) sind große Kunstfans, und auf der Suche nach einem Namen für ihre 2008 gestartete, gemeinsame Band-Unternehmung stießen sie auf eine Skizze des Malers Paul Klee, auf der sie den Namen dieses Dorfes verzeichnet sahen. Sofort waren sie sich einig, dass Beatenberg ein ausgezeichneter Bandname ist – verbindet er doch den in ihrer Musik enorm vielschichtigen „Beat“ mit dem Umstand, dass viele Städte und Gemeinden in Südafrika ebenfalls ein „Berg“ im Namen tragen, etwa Muizenberg, Wynberg, Drakensberg oder Cederberg.
Als der Name erst einmal gefunden war, ging es an die Definition dessen, was sie erreichen und stilistisch umsetzen wollen. Der Grundgedanke, sich im (Indie)-Pop anzusiedeln, war schnell klar und dabei doch überraschend: Immerhin lernten sich Matthew und Ross im Rahmen ihres Studiums der klassischen Musik kennen und freundeten sich an, nachdem sie ihre gemeinsame Begeisterung für die moderne Klassik von Karlheinz Stockhausen entdeckt hatten. Von dieser abstrakten Musik hin zu radiogefälligem Pop scheint es ein weiter Weg zu sein, doch nicht für die Band: „Auch gute Popmusik ist kompositorisch höchst anspruchsvoll“, weiß Matthew, der alle Songs von Beatenberg schreibt. „Umso mehr, wenn man innerhalb dieser Popmusik die unterschiedlichsten Einflüsse miteinander verbinden möchte.“
Exakt dies tun Beatenberg: Zu ihrem meist an britische, vereinzelt auch an amerikanische Popmusik erinnernden Sound gesellen sich viele Einflüsse ihrer südafrikanischen Heimat. Die Band arbeitet mit Polyrhythmen und für europäische Ohren ungewöhnlichen Harmoniestrukturen und ist generell stark von Musik beeinflusst, die gemeinhin unter dem Begriff „Worldmusic“ subsumiert wird, macht aber, wie etwa auf ihrem bislang größten Hit „Pluto“, auch nicht vor Housemusic halt. Obendrein haben sie über die Jahre auch immer stärker südamerikanische Elemente in ihre Songs eingewoben. Im Ergebnis klingt es laut Fachmedien wie „eine zeitgenössische Version der legendären Paul Simon-Platte ‚Graceland‘“ oder auch wie „die südafrikanische Variante der stilistischen New Yorker Grenzgänger Vampire Weekend“. Generell ist von Beatenberg zunächst einmal so ziemlich alles zu erwarten, was sich in der Gemengelage zwischen zeitgenössischer Popmusik und teils archaisch alter Worldmusic finden lässt. Gerade hierin liegt der Reiz dieser Band, die ihr signifikantes Songwriting mit immer wieder neuen Einflüssen kombiniert.
Nach dem 2009 erschienenen Debütalbum „Farm Photos“, das die Band selber noch als „Stilfindung“ und „Übung“ beschreibt, ist ihnen der Erfolg seit dem 2014 veröffentlichten „The Hanging Gardens of Beatenberg“ ein ständiger Begleiter: Allein für dieses Album erhielten sie sieben African Musik Awards. Mit dem 2018 veröffentlichten „12 Views of Beatenberg“ mehrten sie ihren mittlerweile internationalen Erfolg und gingen u.a. mit Mumford & Sons auf Tournee. Nun wartet die Welt der klugen Popmusik gespannt auf ein neues Album von ihnen – erste Anzeichen dafür finden sich in der neuen, am 4. August veröffentlichten Single „Time Machine“.