SHARON VAN ETTEN
SHARON VAN ETTEN
„I’ve always been a fan of the slow build. Whether it be with my career, or my songs, or life.“ Das sagt Sharon van Etten, und mehr Worte müsste man um die charismatische New Yorkerin eigentlich gar nicht machen.
Von ihrer Flucht aus einer schlimmen Beziehung zu einem Rockmusiker über ihren Job als Sommelier in einem exklusiven Weingeschäft bis hin zu ihrer musikalischen Entwicklung ging alles aufregend, aber sehr ruhig vonstatten. Nicht geplant, aber ganz organisch. Auch ihre Platten bauen aufeinander auf. Zunächst der minimalistische, intime Folk, dann die Erweiterung auf Bandgröße, der Umschwung zum krachigen Indie-Rock, die Ausflüge ins Epische und ins Psychedelische, die größer werdenden Besetzungen mit Klavier, Streichern, Akkordeon oder Hammond-Orgel und einhergehend die aufwändigen Arrangements: Stets war van Etten auf der Suche nach dem neuen, aufregenden Klang und hat sich dabei zu einer wahren Meisterin entwickelt. Ihr Songwriting war sowieso schon immer ganz großartig, die tiefen, schweren und immer persönlichen Lyrics und ihre klare, rare Stimme spielen immer die Hauptrolle.
Welche musikalischen Kapriolen die Amerikanerin wohl auf dem kommenden Album „Remind Me Tomorrow“ (VÖ: Januar) schlägt? Um die Zeit bis dahin zu überbrücken, kann auf ihrer Website verfolgt werden, was sie vorhat: Man erfährt beispielsweise, dass sie diesen Monat wohl noch ein Konzert von Nick Cave besuchen wird und Bruder Pete Geburtstag hat. Privates ist wie eh und je öffentlich bei Sharon van Etten. Das gilt auch für die Bühnenpräsenz: Die coole, reflektierte, spontane, wunderbare Frau überzeugt mit ihren witzigen Ansagen, nebenbei erzählten Anekdoten, und ihrer ironisch-herzlichen Kommunikation mit dem Publikum. Und wenn die Musik beginnt, ist jeder gefesselt von den Balladen und Rockkrachern, den Seemannssongs und Chansons, den stillen Schönheiten und dem Klang, der zum Himmel zu steigen scheint. Sharon van Etten hat sich viel Zeit gelassen, aber inzwischen kann sie alles. Im April kommt sie nach viereinhalb Jahren endlich live zurück nach Deutschland.