CHICO CESAR
+ DOTA - DIE KLEINGELDPRINZESSIN
Concert
CHICO CESAR
“Brasilien heißt nicht ausschließlich:Sonne, Strand, wenig Wäsche. Ichsetze mich dafür ein, dass es als einLand mit mehr Innerlichkeit gesehenwird, denn wir sind auch sehrtiefgründig und nach innenschauend.“
Catolé de Rocha ist der klangvolle Name der kleinen Stadt, in der Chico César im Januar 1964 dasLicht der Welt erblickt. Seine Heimat Paraíba, ein kleiner Bundesstaat südlich der Nordost-Nase des südamerikanischen Kontinents, ist arm und staubtrocken, reich allerdings an Musik. Die Volksfeste der Region, untermalt von afro-brasilianischen Rhythmen wie Maracatú oder dem akkordeongeprägten Forró, begleiten ihn als Kind. Er saugt die Eindrücke der Feierlichkeiten und Prozessionen auf, in denen sich schwarze, indianische und portugiesische Religion begegnen und die besonders in der heißen Weihnachtszeit mit den Folias dos Reis ihren alljährlichen Höhepunkt finden. Schon im zarten Alter bekommt er Lust, es dem bis dato berühmtesten Sohn Paraíbas gleichzutun, Jackson Do Pandeiro, der in den Fünfzigern Brasiliens erster Popstar wurde. “Mit acht Jahren hatte ich schon eine Art Tanzband und etwa zur gleichen Zeit fing ich an, in einem Plattenladen zu arbeiten. Der Job dort hat mich zusätzlich motiviert, Musiker zu werden. Mich faszinierte die soziale Macht, die ein Musiker besitzt, aufgrund der persönlichen Unabhängigkeit”, erinnert sich CHICO CÉSAR an seine Adoleszenz. Bald zieht er in die Hauptstadt João Pessoa und entdeckt dort durch neue Freunde die breite globale Palette von Wortkunst und avantgardistischer Musik. Mit achtzehn startet er in die journalistische Arbeit, die ihn schließlich nach São Paulo führt, seinem Basiscamp bis heute. Als der Journalist, der jedoch nie von der Musikausübung gelassen hatte, 1991 zum ersten Mal nach Deutschland kommt, um auf Einladung einer Freundin beim renommierten Tübinger Festival Viva Afro Brasil zu gastieren, stößt er sofort auf Begeisterung bei Publikum und Presse. “Deutschland hat mir bewusst gemacht, dass ich es auch in Brasilien als professioneller Musiker schaffen könnte. Aber noch etwas anderes hat mich geleitet, denn damals hörte ich erstmals Salif Keita, der mich ungeheuer beeindruckte. ‚Wie kann jemand so eng verbunden sein mit seinem Ursprung und trotzdem mit Elektronik und Schlagzeug Musik machen? Das sollte ich doch auch versuchen!’, dachte ich mir.” Seine mittlerweile sieben Studioalben präsentieren ein schier unerschöpfliches Konglomerat von Stilelementen aus dem Kosmos der Música Popular Brasileira: Zwischen Funk, Reggae, Beatles-Anleihen und folkloristischen Rhythmen wie dem Forró, Baião, Coco und Carimbó, indianischen Pfeifen, Kolorierungen aus der karibischen Nachbarschaft und der Embolada, jenem brasilianischen Urvater des Rap, pendeln die Songs, die vor Wortwitz strotzen: “Ich stehe in der oralen Tradition des Nordostens, wo das gesprochene Wort sehr wichtig ist”, bemerkte César zu seinen Textschöpfungen damals. Ich liebe die poesie concrète der Dichter aus São Paulo, aber auch die Dichtung von Tom Zé, von Caetano Veloso, Gilberto Gil.“ Die poetische Strahlkraft, gepaart mit der zeitgenössischen Aufbereitung regionaler Farben – das macht die Magie des CHICO CÉSAR aus. Und das internationale Konzert-Publikum kann in immer mehr Ländern Zeuge von außergewöhnlichen Manifestationen eines neuartigen, farbenprächtigen Brasil-Pops ohne Klischees werden, wenn der Einmetersechzig-Mann mit dem kugeligen Charakterkopf abwechselnd in Kostümen aus der Candomblé-Religion oder japanischen Motorradstiefeln über die Bühne fegt. „’Weltmusik’ ist ein problematisches Wort”, philosophiert der Mann aus Paraíba. “Nachfahren einer kolonialistischen Kultur wie Peter Gabriel und Paul Simon können andere Kulturen betrachten, die für primitiv und rückständig gehalten werden, aber in der Realität schöpferisch sind, und aus ihnen eine neue Musik entwickeln. Wenn aber ein Nachfahre eines Stammes aus Guinea oder einer kleinen Stadt aus Paraíba kommt und sagt: ‚Ich will die Technologie, ich will die großen Studios, damit ich eine Musik machen kann, die der Welt etwas über mich und meine Leute mitteilt’, dann wird oft darüber gespöttelt.”
Catolé de Rocha ist der klangvolle Name der kleinen Stadt, in der Chico César im Januar 1964 dasLicht der Welt erblickt. Seine Heimat Paraíba, ein kleiner Bundesstaat südlich der Nordost-Nase des südamerikanischen Kontinents, ist arm und staubtrocken, reich allerdings an Musik. Die Volksfeste der Region, untermalt von afro-brasilianischen Rhythmen wie Maracatú oder dem akkordeongeprägten Forró, begleiten ihn als Kind. Er saugt die Eindrücke der Feierlichkeiten und Prozessionen auf, in denen sich schwarze, indianische und portugiesische Religion begegnen und die besonders in der heißen Weihnachtszeit mit den Folias dos Reis ihren alljährlichen Höhepunkt finden. Schon im zarten Alter bekommt er Lust, es dem bis dato berühmtesten Sohn Paraíbas gleichzutun, Jackson Do Pandeiro, der in den Fünfzigern Brasiliens erster Popstar wurde. “Mit acht Jahren hatte ich schon eine Art Tanzband und etwa zur gleichen Zeit fing ich an, in einem Plattenladen zu arbeiten. Der Job dort hat mich zusätzlich motiviert, Musiker zu werden. Mich faszinierte die soziale Macht, die ein Musiker besitzt, aufgrund der persönlichen Unabhängigkeit”, erinnert sich CHICO CÉSAR an seine Adoleszenz. Bald zieht er in die Hauptstadt João Pessoa und entdeckt dort durch neue Freunde die breite globale Palette von Wortkunst und avantgardistischer Musik. Mit achtzehn startet er in die journalistische Arbeit, die ihn schließlich nach São Paulo führt, seinem Basiscamp bis heute. Als der Journalist, der jedoch nie von der Musikausübung gelassen hatte, 1991 zum ersten Mal nach Deutschland kommt, um auf Einladung einer Freundin beim renommierten Tübinger Festival Viva Afro Brasil zu gastieren, stößt er sofort auf Begeisterung bei Publikum und Presse. “Deutschland hat mir bewusst gemacht, dass ich es auch in Brasilien als professioneller Musiker schaffen könnte. Aber noch etwas anderes hat mich geleitet, denn damals hörte ich erstmals Salif Keita, der mich ungeheuer beeindruckte. ‚Wie kann jemand so eng verbunden sein mit seinem Ursprung und trotzdem mit Elektronik und Schlagzeug Musik machen? Das sollte ich doch auch versuchen!’, dachte ich mir.” Seine mittlerweile sieben Studioalben präsentieren ein schier unerschöpfliches Konglomerat von Stilelementen aus dem Kosmos der Música Popular Brasileira: Zwischen Funk, Reggae, Beatles-Anleihen und folkloristischen Rhythmen wie dem Forró, Baião, Coco und Carimbó, indianischen Pfeifen, Kolorierungen aus der karibischen Nachbarschaft und der Embolada, jenem brasilianischen Urvater des Rap, pendeln die Songs, die vor Wortwitz strotzen: “Ich stehe in der oralen Tradition des Nordostens, wo das gesprochene Wort sehr wichtig ist”, bemerkte César zu seinen Textschöpfungen damals. Ich liebe die poesie concrète der Dichter aus São Paulo, aber auch die Dichtung von Tom Zé, von Caetano Veloso, Gilberto Gil.“ Die poetische Strahlkraft, gepaart mit der zeitgenössischen Aufbereitung regionaler Farben – das macht die Magie des CHICO CÉSAR aus. Und das internationale Konzert-Publikum kann in immer mehr Ländern Zeuge von außergewöhnlichen Manifestationen eines neuartigen, farbenprächtigen Brasil-Pops ohne Klischees werden, wenn der Einmetersechzig-Mann mit dem kugeligen Charakterkopf abwechselnd in Kostümen aus der Candomblé-Religion oder japanischen Motorradstiefeln über die Bühne fegt. „’Weltmusik’ ist ein problematisches Wort”, philosophiert der Mann aus Paraíba. “Nachfahren einer kolonialistischen Kultur wie Peter Gabriel und Paul Simon können andere Kulturen betrachten, die für primitiv und rückständig gehalten werden, aber in der Realität schöpferisch sind, und aus ihnen eine neue Musik entwickeln. Wenn aber ein Nachfahre eines Stammes aus Guinea oder einer kleinen Stadt aus Paraíba kommt und sagt: ‚Ich will die Technologie, ich will die großen Studios, damit ich eine Musik machen kann, die der Welt etwas über mich und meine Leute mitteilt’, dann wird oft darüber gespöttelt.”