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13 & GOD
13 & God gründeten sich 2004 unter abenteuerlichen Umständen aus den Bands Themselves (Adam Doseone Drucker, Jeffrey Jel Logan, Dax Pierson, Jordan Dalrymple) und The Notwist (Markus und Micha Acher, Martin Gretschmann). Der Legende zufolge wurde die Idee für das gemeinsame Projekt auf einem Highway nahe der kanadischen Grenze geboren. Dabei sollen ein brennender Laptop und ein ausgestopfter Fuchs zentrale Rollen gespielt haben. In dieser transkontinentalen Supergroup trifft Versiertheit auf Neugier, Offenheit auf Können. Die Handschrift von The Notwist, schlechthin die Blaupause für experimentierfreudigen Indie-Pop, ist nicht zu überhören. Ebenso wenig die der Anticon Band Themselves. Dass diese so unterschiedlichen Musiker sich von ihrer eigenen Kreativität und der der anderen immer wieder überraschen lassen, kann man ihnen nicht hoch genug anrechnen. Die von Markus Acher, der Stimme von The Notwist gesungenen Stücke, sind Balsam für all diejenigen, die Trost und Vergebung in Popmusik suchen. Wir hören Songs, die Einsamkeit und Verlorenheit zum Thema zu haben scheinen, auch wenn die Texte vielleicht von etwas ganz anderem handeln. Songs, die unsere Ängste und Zweifel in klaren, schönen Harmonien zusammenfassen. Wenn aber einer der Rapper von Themselves das Mike ergreift, ändert sich alles. Dann haben wir es auf einmal nicht mehr mit Popsongs zu tun, sondern mit Hip Hop. Hip Hop mit einem Dreh ins Popmusikalische, der so gar nichts gemein hat mit den Mainstream-Raps unserer Tage. Etwa sechs Jahre nach Veröffentlichung ihres selbstbetitelten, hochgelobten Debüts, steht im Mai 2011 die Geburt des langersehnten Nachfolgewerks auf Anticon und Alien Transistor an - "Own Your Ghost". Wer sich auf dieses Album einlässt, begibt sich in ein musikalisches Wechselbad mit ungewissem Ausgang. Denn hier scheint alles möglich zu sein: Todtraurige, berückende Indie-Hymnen. Gestochen scharfe, rollende Raps von Doseone, dessen leicht nasale Stimme von ferne an Tricky erinnert. Unterkühlte Grooves. Krautrock im Trackformat. Schwermut, Leichtigkeit…
SAROOS
"See Me Not" ist das zweite Album von Saroos, die inzwischen zu einem Trio gewachsen sind: Das Gründungsduo aus Florian Zimmer (Iso68, Jersey) und Christoph Brandner (Lali Puna, Console) wird seit einiger Zeit von Max Punktezahl (u.a. The Notwist, Contriva) komplettiert. Streng genommen sind Saroos während der Aufnahmen zum Album sogar zu viert gewesen. Denn Odd Nosdam, einer der wichtigsten Protagonisten aus dem Anticon-Umfeld, übernahm nicht nur die Produktion. Während ihn die Band in seinem Studio in Berkely besuchte, wurde er kurzerhand so etwas wie das vorübergehende, vierte Bandmitglied. Eine Kollaboration, die uns nun den musikalischen Glücksfall ‚See Me Not‘ beschert, der folgerichtig sowohl auf Anticon (USA), als auch auf dem The Notwist-eigenen Label Alien Transistor (ROW) erscheint.
Dort hatten schon früher verschiedene Klangentwürfe zusammengefunden: Etwa im Projekt "13&God", wo das nach Perfektion strebende Songwriting und Sounddesign der Weilheimer "The Notwist" mit dem progressiven und wilden Indie-HipHop der Anticon-Crew erstmalig auf Albumlänge aufeinander traf.
Herausgekommen ist dabei ein ein ausgefranster Wall Of Sounds aus verdichteter Klangmaterie, der je nach Perspektive ebenso horrible Klaustrophobie wie unendliche Weite (für die, die in den Raum hören können) suggerieren kann. Motto: Nichts ist fix. Ständig verändern die Klänge ihre Form, wandeln sich, mutieren, kommen nicht von der Stelle, explodieren, kollidieren miteinander, zersplittern, eiern als demolierte Klangpartikel weiter durch die Tracks und kennen so gut wie keine festen Aggregatszustände, entwickeln jedoch mit der Zeit auch ein nicht ganz ungefährliches Eigenleben. Verfangen sie sich endlich mal in einer Schleife und erscheinen als einigermassen fassbar, sind sie auch schon wieder verschwunden.
Das ist Exotica als abstrakter, rückwärts laufender (Grummel- )Dub mit ebenso staubigen wie vom Wind der Geschichte gehörig durchgebeutelten Beats, deren rhythmisches Gewusel als lebendiges Unterholz so manche Überraschungen parat hält. Ist das Musik auf der Flucht, oder Musik auf der Jagd? Der Soundtrack einer Alien-Invasion (während der Produktionsphase wurde amerikanische und sowjetische Science Fiction-Literatur gelesen), oder elektronische Surf-Tunes für die Kreaturen aus den schwarzen Lagunen? Jedenfalls klingt hier einiges auch nach feist eingefangenem kosmischen Hintergrundrauschen bei dem Krautrock als flirrende Fata Morgana von digitaler Psychedelic 1000 Sonnen über dampfenden Sumpflandschaften aufgehen lässt. Bei Saroos geht es um das Versteckte, das Geheime, das Heimliche/Unheimliche. Es geht um Phantomsounds und Geisterstimmen, die hinter einem schier undurchdringlichen Plasmaschleier of Soundsplitter in wunderschönen (Pop- )Melodien verstrickt sind. Ja, das ist auch Popmusik - ein liquides Flackern und Flirren mit Sumpf- und Moorböden als Tanzflächen. Wenigsten zeigt der Bass immer wieder einen Weg durch die Track-Labyrinthe. Oder um es einfacher zu sagen: „Über allem lag ein Schleier von Unrast und Bedrückung; ein Hauch des Unwirklichen und Grotesken, so als sei ein wesentliches Element der Perspektive oder des Wechsels zwischen Licht und Schatten zerstört.“ (H.P. Lovecraft: "Die Farbe aus dem All")