Concert
MONDO FUMATORE
Time keeps runnin’ and runnin and runnin“ singt Mondomarc, und das hört man ja normaler weise nicht gerne. Gut an der rasenden Zeit ist allerdings, dass so wenigstens die MONDO FUMATORE-Platten schneller aufeinander folgen...
Außerdem weiß, wer sich das neue Werk der Großmeister des unangestrengten Eklektizismus gut anhört, dass es Zeit in Wahrheit nicht gibt. Ein Lied namens „Sand“ beginnt modern und streng, in einem Neo No Wave –Feeling, um sich dann im Refrain warm zu entladen in etwas, das zwischen Mike Watt-Bass und SLADE-Pathos gefühlstrunken schwankt. Wenn MONDO FUMATORE aus allen Epochen das scheinbar Widrigste zusammenbringen, wird es nie artsy. Es geht eher zu wie in einem Jugendzimmer, in dem Stofftiere der Kindheit, BHs und mit ernstem Kummer volle Tagebücher friedlich auf einem Haufen liegen. Im Teenie-Kosmos siedelt auch der Text von „Rosi“, dem Starter der Platte, wo auf die Zeile „Try to get a ring, try to get a tone“ eine Keyboard-Melodie von tatsächlich klingeltonwürdiger Catchieness folgt. Wenn Gwendolin im gleichen Lied über Gitarre und Beat skandiert: “She spends her time counting calories / Dreams of breast enhancement and luxuries“ grüßt Electroclash-Girlism, aber irgendwie zärtlicher, erzählerischer, weniger agitatorisch als man es damals hatte. Apropos damals: Mondos neuen Schlagzeuger Oli Arndt werden die Älteren noch von der deutschen Postrock-Kultband HIP YOUNG THINGS kennen, durch die er gemeinsam mit Schneider TM Bielefeld aufwertete. Sein Schlagzeugspiel prägt besonders den Song „Shadow...“. Zusammen mit Gwendos Stimme ergibt sich hier eine Mischung aus Abgehangenheit und abgründigem Schick, den man seit 18TH DYE so nicht mehr hörte. J. Mascis (DINOSAUR JR.) schließlich erfreut uns auf „Yeah Yeah Yeah“ mit einem Gitarrensolo, wie nur er es zu spielen vermag. Gemischt und alles zu einer denkbar runden Sache gemacht hat Krite (SPEED NIGGS, SHARON STONED, FLOOR etc.). Viel Spaß!"
Jens Friebe im Januar 2008
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BRITTA
"Es ist so bohemy in crazy Berlin", findet Christiane Rösinger. Die Berliner Gitarrenband Britta liefert für diese Lebens-konzeption immer genau die richtigen Hintergrundgeräusche. Nach vier Platten sind Britta aus dem langen Schatten der Lassie Singers, der legendären vorigen Band einiger Britta-Members, herausgetreten – um die alten Lassie-Roots teilweise wieder aufzunehmen. Das Selbstbewußtsein, mit dem Britta jetzt auftreten, haben sie sich geduldig erarbeitet. Sie haben Hypes kommen und gehen sehen, und sich von der Szene in Berlin nicht vereinnahmen lassen. Nun scheint es fast so, als habe die Band ihre Grundtraurigkeit beiseite geschoben. Brittas Songs sind schneller, fröhlicher geworden, es gibt nur noch eine melancholische Ballade auf dem vierten Album "Das schöne Leben". Britta ist inzwischen eine Institution, ihre Sängerin Christiane Rösinger gilt längst als die beste deutschsprachige Songtexterin. Mit ihren gewohnt brillianten, diesmal noch genaueren, gewitzteren Texten stellt sie in ihren Songs immer wieder die alte Grundfrage der Philosophie: Wie soll man leben?
JA, PANIK!
Ja, Panik gelingt eine Balance, die es so bislang noch nicht gab: Zwischen lyrischem Geist - etwa des frühen „Hamburger Schule“ Pioniers Tobias Levin (Cpt.Kirk &) - und dekadentem Falco-Flair, sorgt der 23-jährige Wiener Sänger und Gitarrist Andreas Spechtl und seine Band für Aufregung. Ihr zweites Album "The Taste And The Money" erscheint deshalb folgerichtig als Koproduktion des Hamburger Labels What´s so Funny About und des Wiener Labels Schönwetter. Weit davon entfernt eine Konsens-Band zu sein, gelingt Ja, Panik ein Entwurf, der mal wirklich Lebens-Soundtrack ist. Sie leben in einer Wiener WG, in der auch viele der Songs aufgenommen wurden, und sind nicht umsonst auch von Sound & Spirit der deutschen Band Fehlfarben beeinflusst. Und überhaupt fröhlich dem Pessimismus zugeneigt.